FACT ForschungsDialog am 13.02.2024

FACT-ForschungsDialog mit Dr. Çiydem Çatak zum Thema „Kapitalmarktorientierte Familienunternehmen in der Türkei

Am 13.02.2024 war Dr. Çiydem Çatak, Ass. Prof. und Vice Dean of the Faculty of Economics and Administrative Sciences, Turkish-German University Istanbul, Referentin beim FACT-ForschungsDialog.

In ihrem Impulsvortrag zum Thema „„Kapitalmarktorientierte Familienunternehmen in der Türkei“ stellte Dr. Çatak zunächst Eckpunkte der türkischen Wirtschaft vor und stellte die große volkswirtschaftliche Bedeutung des Landes im globalen und europäischen Kontext heraus. Die zeigte auch die Herausforderungen durch hohe Leitzinsen und Inflationsraten auf.

Frau Dr. Çatak beschäftigte sich dann mit den Merkmalen von Familienunternehmen allgemein und den Besonderheiten türkischer Familienunternehmen. Zunächst betonte sie, dass der Begriff Familienunternehmen in der Türkei nicht gesetzlich definiert ist und er in der Literatur unterschiedlich eingegrenzt wird. Für ihre Untersuchungen verwendet sie eine Kombination der Merkmale „Eigentum und Kontrolle der Familie“ und „Generation“. Demnach gelten Unternehmen dann als Familienunternehmen, wenn die Person oder die Familien, die das Unternehmen gegründet oder gekauft haben, mindestens 25 % der Anteile am Kapital und der Stimmrechte halten und mindestens die zweite Generation der Familie, die das Unternehmen gekauft oder gegründet hat, im Vorstand des Unternehmens vertreten ist. Bei Verwendung dieser Definition gelten 95 % der Unternehmen und 75 % der börsennotierten Unternehmen als Familienunternehmen. Eine nähere Untersuchung zeigt, dass

  • sie üblicherweise eine begrenzte Lebensdauer von 25-30 Jahren aufweisen,
  • 96 % der Unternehmen in der dritten Generation enden,
  • die Gründer-Eigentümer einen autokratischen Führungsstil aufweisen,
  • die Hierarchie in den meisten türkischen Familienunternehmen als Hauptmechanismus der Kontrolle und Koordination dient,
  • traditionelle Werte, Religionszugehörigkeit, Familie und soziales Umfeld wichtig sind und
  • die Unternehmen Chancen für die Kinder schaffen sollen, das Familienerbe fortzuführen, die Familie zusammenzuhalten, finanzielle Unabhängigkeit zu ermöglichen und einen Vermögensschutz für ihre eigene Altersvorsorge und persönliche Pläne zu schaffen.

Als Hauptursachen dafür, dass viele Familienunternehmen recht kurzlebig sind, werden innerfamiliäre Kämpfe um die Führung nach dem Tod des Gründers, unterschiedliche Ziele und Werte, unterschiedlich Einstellungen zum Wechsel in neue Branchen zwischen jüngeren und älteren Familienmitgliedern sowie allgemein Konflikte zwischen den Generationen identifiziert (İlker, 2022).

Ein Merkmal der bedeutendsten türkischen börsennotierten Familienunternehmen ist, dass es sich um Holdinggesellschaften handelt (sog. Family business groups FBGs), die viele der größten Unternehmen in der Türkei besitzen oder maßgeblich beeinflussen. Dadurch besteht ein kompliziertes Netz von Beteiligungen, die sich gegenseitig beeinflussen. Prägend sind auch Pyramidengruppen, bei denen die Stimmrechte der Minderheitsaktionäre auf eine große Zahl von Unternehmen verteilt werden und die Stimmrechte des obersten Eigentümers an der Spitze der Pyramide konzentriert werden.

Die Merkmale sowie eine unterdurchschnittliche Rendite bei gleichzeitig hohem Risiko machen es erforderlich, sich Gedanken über eine geeignete Corporate-Governance-Struktur der führenden türkischen börsennotierten Familienunternehmen zu machen. Vergleichende Untersuchungen zeigen, dass die Existenz eines Familienrats und einer Familienverfassung Kernmerkmale erfolgreicher Familienunternehmen sind. Bei einer Familienfassung handelt es sich um einen sozialen Konsenstext, der von der gesamten Familie akzeptiert wird und von dem erwartet werden kann, dass er künftigen Generationen auferlegt wird (İlter, 2013; Deloitte Türkei, 2019). Familienverfassungen gehören nicht zu den typischen, im türkischen Recht geregelten Verträgen, sondern sind sog. atypische Verträge (İlter, 2013; EY, 2017; Deloitte Türkei, 2019). Sie sind für Familienmitglieder und Gesellschafter von Familienunternehmen, die nicht Vertragspartei sind, nicht bindend. Für diejenigen, die den Vertrag unterzeichnet haben und Partei geworden sind, hat die Familienverfassung jedoch die Wirkung eines Schuldvertrags. Geregelt sind unter anderem die Anforderungen an Familienmitglieder, die Führungspositionen einnehmen sollen, in Bezug auf Ausbildung und Berufserfahrung,

Zusammenfassend stellt Frau Çatak heraus, dass angesichts der Bedeutung von Familienunternehmen für die türkische Wirtschaft die Etablierung geeigneter Corporate Governance-Strukturen besonders wichtig ist. Familienverfassungen und Familienräte, die die Beziehungen zwischen den Familienmitgliedern regeln, sollten daher bei allen Familienunternehmen eigeführt werden.

Der Nachmittag mündete in einer intensiven Diskussion unter den Teilnehmenden, in der unter anderem die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen türkischen und deutschen Familienunternehmen herausgestellt wurden.

FACT ForschungsDialog am 05.12.2022

Es erwartet Sie ein informativer Impulsvortrag von Prof. Dr. Dilek Zamantılı Nayır, Türkisch-Deutsche Universität Istanbul zum Thema „Refugee Entrepreneurship: Personal Life Stories of Bricoleurs“.

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Karrierewege in Banken – Auch heute noch aktuell?!

Karrierewege in Banken – Auch heute noch aktuell?!

Am 2.11. begrüßte Prof. Dr. Stephan Schöning Frau Petra Klisa, Filialleiterin der BW Bank Filiale Calw, in der Aula der SRH Hochschule für Wirtschaft und Medien Calw zu einem FACT UnternehmerDialog.
Frau Klisa widmete sich in ihrem kurzweiligen Vortrag dem Thema „Karrierewege in Banken – Auch Heute noch aktuell?!“ Anschaulich berichtete sie von Ihrem persönlichen Werdegang, der zunächst nicht nach einer Karriere in einer Bank aussah, sie dann aber über verschiedene Positionen bis an die Spitze der Filiale Calw führte. Den anwesenden Studierenden zeigte Frau Klisa, dass sich auch heute ein Einstieg in eine Bank durchaus lohnt, selbst sich die Tätigkeiten stark gewandelt haben und anspruchsvoller geworden sind: „Die Zeiten, wo Münzen per Hand gerollt wurden, sind vorbei!“
Dafür locken weiterhin gute Einstiegsmöglichkeiten, unter anderem in der Beratung von Privatkunden, bei der Betreuung von Firmenkunden, im Controlling oder im Research.
Wichtig seien vor allem schnelle Auffassungsgabe, gute Kommunikationsfähigkeiten und Teamfähigkeit. In der anschließenden Frage‐ und Diskussionsrunde stellte Frau Klisa unter anderem einen typischen Arbeitstag vor.
Der Abend klang gemütlich mit einem kleinen Imbiss im Foyer der Hochschule aus.