Existenzgründung und Existenzgründungsberatung – eine spannende Herausforderung!

Existenzgründung und Existenzgründungsberatung – eine spannende Herausforderung!

Am 18.02.2016 begrüßte Prof. Dr. Stephan Schöning Frau Bettina Banaj, RKW BW-Beraterin und Projektleiterin Existenzgründung, in der Aula der SRH Hochschule für Wirtschaft und Medien Calw zu einem weiteren FACT UnternehmerDialog.


Frau Banaj beschäftigte sich in ihrem kurzweiligen Vortrag mit dem Thema „Existenzgründung und
Existenzgründungsberatung – eine spannende Herausforderung! Anschaulich berichtete sie zunächst
von Ihrem persönlichen Werdegang, der alles andere als geradlinig und phasenweise ziemlich steinig
war: Nach einer Ausbildung zur Bankkauffrau und einer Weiterbildungen zur Bankfachwirtin sowie
dem Beginn eines nebenberuflichen Studiums wurde ihr der Wunsch, in den Marketing-Bereich zu
wechseln, verwehrt. Ihre Bewerbungen bei Werbeagenturen wurden mit den Worten abgetan:
„Haben Sie Erfahrungen im Marketing? Haben Sie eine Ausbildung? Habens Sie Ihr Studium beendet?
Nein? O.k., dann machen Sie erst einmal ein paar unbezahlte Praktika, schließen Sie Ihr Studium ab
und kommen in 4 Jahren wieder!“ Kurzerhand machte Frau Banaj sich mit einer Werbeagentur
selbstständig, und verbrachte das erste Jahr damit, unentgeltlich Projekte zu bearbeiten, um etwas
zum Vorzeigen zu haben. „Ich würde niemanden raten, so in die Selbständigkeit zu gehen,“ lautete
das Resümee über diese Zeit. Nach einiger Zeit lief es besser und Frau Banaj war in der Lage, sich
personelle Unterstützung für die Buchhaltung und die Grafik einzustellen. 4 Jahre später dann der
nächste abrupte Wechsel: Das Ziel, das Studium vor dem 20. Semester zu beenden, war in der
Selbständigkeit nicht zu erreichen − also suchte Frau Banaj sich einen Job und fand ihn beim RKW
Baden-Württemberg.
Das Arbeiten in einem Team von deutlich älteren Mitarbeitern mit langjähriger Beratungserfahrung
war gerade als Frau anfangs nicht konfliktfrei: „Da wurden jährliche Mailings rausgeschickt. Als ich
die E-Mail gelesen habe, dachte ich: das geht ja gar nicht!“ Das neukonzipierte Schreiben erhöhte den Rücklauf deutlich, und die Folge war klar: „Seitdem habe ich im Hause die Funktion als E-Mail-
Beauftragte!“. Seit Jahresanfang 2016 ist Frau Banaj Projektleiterin für den Bereich Existenzgründung und gab den anwesenden Studierenden eine guten Rat: „Übernehmen Sie nie eine Projektleitung im Januar, die in irgendeiner Form mit EU-Mitteln zu tun hat: Die ersten drei Monate sind Sie
hauptsächlich damit beschäftigt, Meldungen zu erstellen und Ursachen für Entwicklungen zu finden.“
Trotzdem bleibt die Beratung gerade von Existenzgründern eine überaus spannende Aufgabe. „Es ist
schon manchmal abenteuerlich, mit was für Umsatz- und Liquiditätsplanungen Existenzgründer zu
uns kommen!“ Und es gibt durchaus geschlechtsspezifische Unterschiede: Männer neigen tendenziell
dazu, überaus ambitionierte und überzogene Planungen zu machen, wohingegen Frauen sich lieber
10 Mal absichern. Und bisweilen sind Gründer auch derart beratungsresistent, dass dann allein der
Wechsel des Beraters hilft. Wichtig für Existenzgründer ist es, ein wohldurchdachtes Konzept im
Rahmen des Business Plans vorzulegen. Hierbei hilft die Inanspruchnahme einer Beratung. Aber
Beratung hat Ihren Preis: „Nimmt ein Berater 600 €, dann ist er richtig nett. Üblich sind 1.000 bis
1.300 € pro Tag, und das sind ja keine 8 Stunden, denn die Anfahrt und die Dokumentation müssen
noch abgezogen werden.“ Die staatlich geförderten Beratungsgutscheine, die unter anderem über
die RKW abgewickelt werden, sind da eine interessante Alternative. Bei den
Finanzierungsgesprächen mit der Bank ist es von Vorteil, wenn der Business-Plan zusammen mit
einem anerkannten Berater aufgestellt worden ist, denn das signalisiert Qualität. Allein, es ist keine
Garantie, dass die Bank auch wirklich den Kredit gewährt. „Immer wieder kommt es vor, dass sehr
gute Geschäftsideen keine Finanzierung finden, und bei anderen frage ich mich, warum wurde das
finanziert.“ Offenbar gibt es immer wieder bestimmte Branchen, um die Banken einen Bogen
machen. Und auch Mitarbeiter in Banken sind Menschen.
Der Abend klang gemütlich mit einem kleinen Imbiss im Foyer der Hochschule aus.

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